Mittwoch, 2. April 1986

Stabholzkirche Wang, Riesengebirge

Die Stabholzkirche Wang

was uns der Tourismusmanager berichtete...


Zustand


Ca. 60% der Kirche befinden sich noch im Originalzustand. Die Kirche selbst hat 4 Portale. Die beiden Seitenportale sind mit Holzschnitzereien aus dem 12. Jh. verziert.

Rechtes Portal: Zwei Drachen die eine Schlange zerreisen --> heidnisches Symbol und die Kleeblattumspannung als Wikingersymbol. Die Seitensäulen stellen Wikinger dar, aus deren Mund die Erfahrungen der Alten fließen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Linkes Portal: ebenfalls zwei Drachen und ein Königssymbol zu Ehren der Könige.

Runeninschrift: "Euridi schnitzte das Tor, des Schnitzers Olaf Sohn."

Das Eingangsportal beschützen Löwen. Alle 4 Portale sind mindestens 800 Jahre alt und aus norwegischer Kiefer geschnitzt. Die Säulen im Zentrum der Kirche sind Schiffsmasten, ebenfalls aus norw. Kiefer.

Das Kreuz ist aus dem 19. Jh. und aus Eiche, der Christus aus Linde.

Die beiden Kerzenständer mit dem Schwan und dem Herzen sind ein Symbol der Liebe und Treue. Diese Leuchter werden nur bei Eheschließungen angezündet.

Die Bullaugenfenster stellen die ursprüngliche Beleuchtung dar und waren früher aus Fischblasen. Sie wurden im 19. Jh. durch Glas ersetzt. Die gotischen Rundbogenfenster wurden später nachgesetzt.

Der Umgang der Kirche wurde als "Doppelfensterfunktion" gebaut und diente der Wärmeisolation im kalten Norwegen. Diese Funktion wird auch heute noch geschätzt.

Umsetzung

Die Kirche selbst ist ca. 700 Jahre alt gewesen, als sie gekauft wurde und stand ursprünglich am See Wang (Mjösen?) in Südnorwegen. Als die Kirche für die norwegische Gemeinde zu klein wurde, sollte sie als Feuerholz verkauft werden.

Der norwegische Professor Dahl, der in Dresden dozierte, kaufte die Kirche für 80 Goldtaler und ließ sie 1844 hier aufbauen. Sie ist die einzige Kirche norwegischer Bauart außerhalb Skandinaviens.

In der Kirche werden heute noch evang. Gottesdienste in poln. Sprache abgehalten. Die Kirche gehört nicht dem Staat. Der Eintritt mit Erklärung kostet 20 Zloti ('Zloti=Goldstückchen'; Stand: 1986).

... was wir recherchierten...

Entstehung

Im 12. Jh. wurde Norwegen evangelisch --> 'Kirche'. Gute Zimmerleute bauten in Norwegen Schiffe, die bis nach Ägypten fuhren, so war der Bau einer Holzkirche nur selbstverständlich, außerdem haben Steinbauten den Nachteil kalt zu sein.

architektonisch --> 'Stabkirche', der Stab stellt das Rückgrat her, an dem Seiten und Dach aufgehangen sind.

Umgänge:

  • Klimaverbesserung
  • die Leute kommen von weit her --> Garderobenständer.
  • Platz für Büser, die durften nur dort stehen und mußten einen Bekannten bitten, der für sie in der Kirche mitbetet.

Die Kirche hatte früher überhaupt keine Fenster, da der Prediger seine Rede auswendig kannte und die Gläubigen nur 'Halejuja' sangen. Das einzige Licht kam vom Turm. Die Fenster wurden mit dem Lutherismus eingeführt, da dieser wollte, dass die Leute lesen lernen sollten und dazu braucht man Licht.

Umsetzung

Kosten: 250 Specie-Taler (incl. Transport). Der Professor wollte die Kirche kaufen, hatte aber nicht soviel Geld und fand Friedrich III. als Gönner. Friedrich wollte die Kirche am Wannsee aufbauen.

Die Gräfin von Rede hatte Friedrich etwas angemacht, dass seine Bergbauern unbedingt eine Kirche bräuchten. Das ging Friedrich so auf die Ketten, dass das Kirchlein jetzt in Krümmhübel/Brückenberg steht. Wenn im Winter dort einer starb, dann wurde er bis zum Frühjahr auf "Eis" gelegt, weil eher kein Priester den Weg hierher fand.

Da die Gräfin von Rede eine gute Bekannte Friedrichs war, schusterte dieser noch 40.000 Taler zu. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 23.500 Taler, so dass die GvR den Rest als Spesen verbuchen konnte.

Ausstattung

Die Kirche besteht aus der eigentlichen Kirche und dem etwas abseits stehenden Glockenturm. Beide sind verbunden durch einen überdachten Gang. Die pyramidenförmig sich verjüngenden Satteldächer verleihen dem Gebäude ein pagodenhaftes aussehen. Das Dach ist mit schuppigen Holzschindeln belegt.

Auf den Giebelspitzen sitzen schreckliche das Maul aufreisende Drachenköpfe.

Kreuz und Christus haben poln. Künstler geschaffen. Der Taufstein stammt aus Waldenburg.

Innenbauten: Die Bretter sind neu, da die Originale bemalt waren und sich in einem Berliner Museum befinden. Auf Anfrage der poln. Regierung --> 'Bretter sind nicht auffindbar...'.

Die zwei Sessel: Kirche wurde durch Königspaar F. III. selbst geweiht.

Rechtes Portal: zwei Drachen halten eine Acht --> die Acht ist das arabische Symbol für unendlich. --> Kampf zwischen Gut und Böse.
oo(unendlich): durch Schlange dargestellt --> Überleitung zur christlichen Mythologie.
Darunter zwei Könige: Norwegischer und schwedischer König, König mit gespaltener Zunge --> Widersprüche in Skandinavien.

Die ganze Gemeinde hat heute nur noch 70 Seelen und ohne Tourismus wäre der Pfarrer arbeitslos.

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